Sonntag, 30. Dezember 2012

Faule Rosen

Im Frühjahr wird es hoffentlich wieder so weit sein. Dann treiben die Rosen aus und mit ihnen die versammelte Pflanzengemeinde. Im letzten Frühjahr, Ende April, fiel mir auf, dass sowohl die Historische Rose "Königin von Dänemark" als auch "Tuscany Superb" nur oben an der Spitze austrieben. Der Rest der Stiele blieb nackt. Merkwürdig sah das aus und ganz und gar nicht zu akzeptieren wenn man, wie ich, Blütenreichtum erwartet.


Andere Rosen sahen zu dieser Zeit wahrlich fülliger aus.


Ich befragte die Mädels im Rosenforum - keine Antwort. Ich schlich um die Rose rum und überlegte: das konnte doch nicht der Sinn der Sache sein... Irgendwann fiel mir die Empfehlung für Kletterrosen ein, man solle sie waagerecht binden... für den Saftfluss... das regt die Rosen an auszutreiben (ein übliches Prinzip auch beim Obstbaumschnitt, um reiche Ernte zu erzeugen). Gesagt getan, ich bog die Triebe der Strauchrosen um und fixierte sie.


Tatsächlich, nach einer Woche tat sich was, die schlafenden Augen trieben aus, erst zaghaft, dann entschlossen. Und eine Woche später, während andere Rosen schon blühten, waren die frischen Blätter endlich nicht mehr aufzuhalten. Ich hatte die faulen Rosen also "zur Arbeit" gezwungen. Blüten gab es an diesen Trieben nicht mehr, dazu war es Ende Mai wohl zu spät, aber zumindest sah der Strauch nicht mehr so nackt aus. 


Mit meinem erfolgreichen Selbstversuch im Bewusstsein las ich wenig später ein Buch: "Die Rose, ihre Anzucht und Pflege, Praktisches Handbuch für Rosenfreunde" von Robert Betten (ein Nachdruck des Originals von 1897)*.
Was ich bis dahin als meine intuitive Reaktion auf die faulen Rosen gesehen hatte, konnte ich nun schwarz auf weiss, sozusagen als manifestierte Erkenntnis unserer Rosenfreundvorfahren auf Seite 19/20 lesen: "... Das Herunterbinden soll den Saftstrom nach den oberen Augen hemmen und soll auch den tiefer stehenden Augen Gelegenheit geben sich zu entwickeln. Nur so erhalten wir die möglichst reiche Blüte... Das Niederbiegen der Ruthen bietet also nicht allein die Möglichkeit alle Augen zum Austrieb zu zwingen, sondern lässt auch einen Zwang auf das gleichmäßige Wachstum der Blütenzweige zu. Ferner hat es den Zweck Platz und Kraft für neue Ruten zu schaffen, die aus der unteren Rose sich bilden." Dieser Text wird im Zusammenhang mit den Schnittmaßnahmen bei langtriebigen Rosen empfohlen und das bedeutet für uns: hier sind historische Rosen und moderne Strauchrosen gemeint, die unmittelbar nach dem Schnitt so behandelt werden können.
Moderne Beetrosen und Teehybriden werden auf ca. drei bis fünf Augen zurück geschnitten. Hier erübrigt sich diese Handlungsweise.

Im nächsten Frühjahr werde ich meine Umbiegeversuche an einigen Rosen fortsetzen. Ich bin gespannt, welche Ergebnisse ich erziele.

Tuscany Superb

* Das genannte Buch bezieht sich überwiegend auf Remontantrosen und Teehybriden die zu dieser Zeit "en vogue" waren. Die heute wieder modernen "Alten Rosen" sind hier nur am Rande als Parkrose erwähnt.

12 Kommentare:

  1. Hallo Annette,
    bei unseren Gartenbesuchen in England habe ich dieses Jahr auch diese Technik gesehen!Wenn engl. Gärtner die Rosen so binden kann es ja nicht schlecht sein. :)
    Wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr.
    Ganz liebe Grüße
    Dagmar

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    1. Das ist ja echt genial.Wäre noch die Frage, wie lange sie die Rosen so stehen lassen... Liebe Grüße Annette

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  2. Nie wiedziałam o takim sposobie. Spróbuję u mnie. Życzę wspaniałego 2013 roku !
    Ich habe nicht über diesen Prozess wissen. Ich werde mit mir zu versuchen. Ich wünsche Ihnen ein wundervolles 2013 Jahre!

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  3. Liee Annette,
    Das ist sehr interessant!
    Das werde ich im Hinterkopf behalten :-)
    Ich wünsche dir einen guten Rutsch und ein wundervolles neues Jahr !
    Ganz viele liebe Grüße Urte

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  4. Im neuen Garten haben wir auch einige Rosen, ich bin schon gespannt, ob diese im Frühling austreiben und vor allem wie.

    Wünsche Dir einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

    lg kathrin

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  5. Liebe Annette!
    Alles Liebe und Gute fürs Jahr 2013 wünsche ich dir und freue mich auf viele Anregungen (die in diesem Post habe ich gleich mal geistig abgespeichert!) und Fotos in deinem Blog!
    Liebe Grüße
    Verena

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  6. Liebe Annette,
    das Biegen Deiner Gallica gibt zwar mehr Fülle, die im nächsten Jahr blühen wird, aber sie hätte in diesem Jahr schon üppig geblüht, wenn Du - schnipp, schnapp - die Triebe im Februar/März um ca. 1/3 eingekürzt hättest. Dann hätten alle Seitenknospen ausgetrieben und üppig geblüht. Im März wird mein Schnittkurs ergänzt und im Laufe des Jahres kommen dann noch mehr Fotos dazu. Wieviel Geld hattest Du nochmal für Mr. Scarman's gardener zurückgelegt......?
    Komme gut durch diese Nacht, ab morgen geht es dann auch mit den Rosen wieder aufwärts!
    Liebe Grüße, auch an die anderen Cottbuser, die Dir nahe stehen!
    Rudolf

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  7. Liebe Annette, für dein neues Gartenjahr wünsche ich dir stets einen grünen Daumen und viel Erfolg mit deinen Gartenversuchen.
    Die Methode mit den Rosen habe ich auch in England gesehen und fand sie sehr interessant...ich bin bloß zu faul, meine Rosen so zu binden....;-)
    Liebe Grüße von Heike

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  8. Hallo Annette,
    so soll man auch eine Kletterrose zum Blühen kriegen können, in dem man sie nur im Winter runterbindet und im Frühjahr wieder freilässt. Ich habe es noch nicht probiert, aber dein Versuch lässt glauben, dass das wirklich geht.
    Frohes Neues Jahr!
    Elke

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  9. Annette, das ist sehr interessant. Ich hab nämlich auch solche Faultiere. Es ist ja einfach, sie ein wenig zu verblieben, das probiere ich aus.

    Sigrun

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  10. Hallo Annette
    Und schon habe ich wieder was gelernt. Ich werde meine Blühfaulen also auch den Arbeitsvertrag unter die Nase halten und ansonsten sie knebeln *grins*. Danke für den Tipp.
    En liebe Gruess
    Alex

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  11. Das regelmäßige Waagerechtbinden von unseren Kletterrosen und Ramblern.'Veilchenblau', und 'Madeleine Seltzer' und 'PHM' versuchen wir jetzt seit einigen Jahren mit unterschiedlichem Erfolg zu bändigen. Für 'PHM' hat das keinen Effekt, je wilder das Teil wächst, desto üppiger die Blüte. Bei 'Madeleine', die meine Lieblingsrose war als sie noch im hinteren Teil des Gartens optimal wuchs, hatte das wenigstens einen kleinen Effekt, sie blüht etwas besser aber lange nicht so gut wie am alten Standort. Bei Veilchenblau sehe ich keinen Unterschied.. Ich glaube- jedenfalls für diese Rosen- dass eher der Standort ein ungemein wichtiger Aspekt für ein schönes Gesamtbild ist.
    'Rose de Resht', meine älteste Rose, verwandt mit den Damaszenerrosen, schneide ich hin und wieder regelrecht mit der Heckenschere runter. Sie blüht dann zwar erst wieder richtig im Folgejahr, hat dann aber nicht mehr diesen sparrigen Wuchs.
    In meinem englischen 'Pruning' Buch aus England
    ( 1995) lese ich für die Shrub Rose ( R. gallica , Hybrid Musks, R. rugosa) usw. ziemlich aufwändige Schnittanleitungen. Da musst du schon jetzt anfangen zu schneiden...'during the third and subsequent years, regular pruning is essential! During late winter and early spring cut back lateral shoots. Also cut out at their bases one or two old shoots'... Und dann geht das so weiter im Sommer und frühen Herbst.
    Es kommt ja nicht nur auf die Blütenfülle einer Rose an, sondern auch auf einen harmonischen Wuchs, und da glaube ich, dass man um geschicktes 'Pruning' nicht herum kommt. Ich für meinen Teil hebe mir das für meine Pensionierung auf und verwende bis dahin die Heckenschnittmethode :-)...jedenfalls bei Rose de Resht.
    LG
    Ssiah

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