... eigentlich kenne ich diesen Spruch im Zusammenhang mit dem Schneiden der Rosen im Frühjahr, aber irgendwie ist mir diese Parole ans Herz gewachsen. Schon oft machte ich die Erfahrung, dass ein herzhafter Rückschnitt wahre Kräfte in der Pflanze wecken kann und zusammen mit ein paar Hornspänen geradezu deren Überlebenswillen in Gang setzt. Es ist Rückschnittzeit! Jedes Jahr Ende Juni, wird der Garten wild, unbändig, irgendwie ungepflegt. Die meisten Rosen sind abgeblüht, die Frauenmäntel hängen, deren Blätter werden grau, Salbei und Katzenminzen blühen langsam ab, früh blühende Geranium und auch meine Lieblinge die G. psilostemon`s haben ihren Zenit überschritten und wollen bearbeitet werden. Der kräftige Regen in diesem Jahr tut sein Übriges, so dass ich schon jetzt zur Schere greife, um die Grundordnung wieder herzustellen. Schließlich wollen die beginnenden Taglilien, die Phloxe und die anderen Sommerblumen auch eine entsprechende Bühne für ihren Auftritt. Jahrelang schnitt ich in aller Radikalität alles eine Handbreit über den Boden, so wie es überall geschrieben steht. Wobei ich mich dabei stets fragte:" meinen die, die Hand horizontal oder vertikal über dem Boden...?" Na ja egal, es schadet den Frauenmänteln nichts, wenn sie ratzekahl abgesäbelt werden, etwas Hornspäne, ne Portion Wasser und in zwei Wochen stehen sie wieder. Genauso die meisten Katzenminzen.
Bei Salbei sieht die Sache allerdings schon anders aus. Immer hieß es sie würden nach dem Rückschnitt neue Blüten bilden. Bei mir bildeten sie nichts, denn auch der Salbei wurde bisher hart ran genommen. Letztes Jahr im "Foerstergarten" in Potsdam sah ich allerdings, dass der Rückschnitt dort eher gemäßigt erfolgte. Ja klar, schau dir die Pflanze mal genau an! Aus den Blattachseln wachsen die neue Triebe und die machen dann die neuen Blüten. Blöd also, wenn man den Salbei ganz unten abschneidet. In diesem Jahr erinnerte ich mich glücklicherweise dieser Erkenntnis und ging sorgsam mit dem Salbei um, denn er ist mir als Staude in meinem Garten mittlerweile sehr wertvoll und ans Herz gewachsen. Meine liebste Lieblingssorte ist "Caradonna".
Auch die Geranium brauchen jetzt neue Impulse. Eigentlich zeigen sie es uns Gärtner(inne)n auch. Die Blütenstengel und alten Blätter liegen schlaff am Boden, aus der Mitte wachsen die neuen Triebe. G.pratense, G.psilostemon und diverse Hybriden machen das so. Also ran an die Pflanze und alles was liegt weggeschnitten. G.sanguineum und G. nodosum schnippel ich nur etwas in Form um sie etwas anzuregen und bei den einmal blühenden Geranium entscheide ich spontan z.B. wenn benachbarte Pflanzen Platz und Licht brauchen, sich stark aussäen wie G. Phaeum, G. oxionianum oder die Staude nicht mehr aussieht, dann wird stark geschnitten, sonst eher gemäßigt. G.cantabrigiense darf sich in "naturbelassenen" Bereichen "auswildern". Letztlich kann man eigentlich nicht viel falsch machen sondern braucht nur etwas Mut und Beobachtungsgabe. "Hartes Herz und scharfe Schere!" Und da sind wir auch schon beim nächsten Thema, den Rosen. Jetzt nach der ersten Rosenblüte zeigt sich mein Sorgenkind "Aschermittwoch" von seiner nackten Seite. Kein schönes Bild.
das ist von ihr geblieben, ein Gerippe... :-(
Die empfindsame Rose hat ihr grünes Kleid (nein eigentlich war es ja grün-gelb mit braunen Tupfen - Sternenrußtau) abgeworfen und die Rosen drum solidarisieren sich mit ihr. Das tut sie nun schon das dritte Jahr so und mein Entschluss ist heute gefallen. Sie kommt raus und" Louise Odier" wird bis auf 30cm im "Hausmeisterstil" runtergeschnitten. Zwar sind die Blüten von "Aschermittwoch"eine Pracht, aber was nutzt es, wenn man sich den Rest des Jahres nur ärgert. Ich werde sie in guter Erinnerung behalten und mit einem weinenden Auge die scharfe Schere ansetzen.
Schmacht, wein, stöhn...so schön...